Volksfronten

Michael Portnoy

Touching on Everything (2018)

Performance
Michael Portnoy, Touching on Everything, 2018 ​​​​​​​Photo: Clara Wildberger
Michael Portnoy, Touching on Everything, 2018, Performance, steirischer herbst, Foto: Clara Wildberger
Michael Portnoy, Touching on Everything, 2018 ​​​​​​​Photo: Clara Wildberger
Michael Portnoy, Touching on Everything, 2018, Performance, steirischer herbst, Foto: Clara Wildberger
Michael Portnoy, Touching on Everything, 2018 ​​​​​​​Photo: Clara Wildberger
Michael Portnoy, Touching on Everything, 2018, Performance, steirischer herbst, Foto: Clara Wildberger
Michael Portnoy, Touching on Everything, 2018 ​​​​​​​Photo: Clara Wildberger
Michael Portnoy, Touching on Everything, 2018, Performance, steirischer herbst, Foto: Clara Wildberger
Michael Portnoy, Touching on Everything, 2018 ​​​​​​​Photo: Clara Wildberger
Michael Portnoy, Touching on Everything, 2018, Performance, steirischer herbst, Foto: Clara Wildberger

Heutzutage wird von der Kunst viel verlangt. Kunst soll Massen anlocken und auf Instagram funktionieren, gleichzeitig aber auch dem Anti-Spektakel verpflichtet bleiben, universell sein und dennoch ortsspezifisch, aktuell und zugleich zeitlos, politisch, aber auch poetisch. Kurz gesagt, die Kunst soll alles verhandeln und aufgreifen, mit ihren magischen MacGyver-Händen anscheinend unvereinbare Fragmente aufsammeln und aus diesen etwas machen … mit anderen Worten: alles besser machen. Michael Portnoys neue für den steirischen herbst entstandene Arbeit lässt nichts aus. Seine Performance basiert auf Fragmenten des allegorischen jiddischen Stückes All Things Touch All Other Things Eventually (Alle Dinge berühren einander irgendwann, 1928) eines Autors namens Yosef Birnheim. Dieses Stück will der Künstler in einem Konvolut von Dokumenten entdeckt haben, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Graz wieder aufgetaucht war. Aufgrund seines Umfangs wurde das Originalstück niemals aufgeführt, erforderte doch allein seine Besetzung über siebzig Schauspieler*innen. Steht normalerweise bei allegorischen jiddischen Volksmärchen der Konflikt zwischen einem oder zwei figürlichen Wesen (Glück und Weisheit, Falschheit und Wahrheit) im Vordergrund, wollte Birnheim mit seinem satirischen Stück ein ganzes philosophisches System wechselseitiger Beziehungen aller Ideen untereinander zur Aufführung bringen, wobei jede einzelne dieser Ideen von seinen Schauspieler*innen und den Bühnenrequisiten verkörpert werden sollten. Als das Stück entdeckt wurde, war nur noch ein Drittel desselben vorhanden. Portnoy hat die fehlenden Teile rekonstruiert, sich dabei große Freiheiten genommen, das Wesentliche herausgefiltert und allegorische Figuren mittels Elementen des zeitgenössischen Tanzes, jiddischer Lieder, Varietétheater sowie Körperkomödie auf den neuesten Stand gebracht und dabei eine fast undurchschaubare Ideendichte, die zu schwerfälligen, kabbalistischen Formeln geronnen war, aktualisiert. Bei diesem sinnlichen und absurd moralischen Tanz der Konzepte wird die Freiheit in einer Ecke von Krämpfen geschüttelt, während der Nationalismus neckend seinen Fuß in den Mund von Gender steckt.

12.10., 19:00

Orpheum
Orpheumgasse 8
8020 Graz

Google Maps

Dauer: ca. 60 min.

Englisch

Freier Eintritt mit
Festival-Pass
Begrenzte Kapazitäten, Reservierung empfohlen, Reservierung mit Festival-Pass
Einzelkarte 15/11 Euro

In Auftrag gegeben und produziert von steirischer herbst

Konzept und Performance: Michael Portnoy
Performance: Magdalena Chowaniec, Marcus Ian McKenzie, Katharina Meves

Michael Portnoy (1971, Washington, D.C.) kommt vom Tanz und der Stand-Up-Comedy. Für seine performativen Arbeiten greift er auf unterschiedlichste Medien und Techniken zurück. Sein Œuvre reicht von performativer Installation bis zur Skulptur. In seiner Arbeit verwendet er Malerei, Theater und Video. Häufig verbiegt und verdreht er Sprache und Verhalten mit oftmals brutal komischem Effekt. Portnoy lebt in New York.

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