Volksfronten

Christian von Borries

„Land der Musik“ – ein Neujahrskonzert (2018)

Musikperformance

Christian von Borries, “Land of Music”—A New Year’s Concert, 2018, musical performance, steirischer herbst, photo: Clara Wildberger
Christian von Borries, „Land der Musik“ – ein Neujahrskonzert, 2018, Musikperformance, steirischer herbst, Foto: Clara Wildberger
Christian von Borries, “Land of Music”—A New Year’s Concert, 2018, musical performance, steirischer herbst, photo: Clara Wildberger

Christian von Borries, „Land der Musik“ – ein Neujahrskonzert, 2018, Musikperformance, steirischer herbst, Foto: Clara Wildberger

music for Lied der Österreichischen Widerstandskämpfer (Song of the Austrian Resistance Fighters), source unknown

Lied der Österreichischen Widerstandskämpfer, Quelle unbekannt

Österreich sei das „Land der Musik“, sagt man. Angesichts der gegenwärtigen politischen Lage gewinnt ein solch einzigartiges Selbstverständnis an zusätzlicher und beängstigender Aktualität und liefert den Ausgangspunkt für die Auftragsarbeit „Land der Musik“ – ein Neujahrskonzert, eine Orchestersuite des Komponisten, Filmemachers, Künstlers und Copyleft-Aktivisten Christian von Borries. Im Zeitalter von Big Data werden populäre und weniger populäre Musikstücke, die für die Konstruktion der nationalen Identität Österreichs von entscheidender Bedeutung waren, umgestaltet. Aus algorithmischem Sampling und Neuarrangement mittels MIDI (Musical Instrumental Digital Interface) entsteht eine Collage des „Neujahrskonzerts“, von Ludwig van Beethoven über Gustav Mahler bis hin zu Johann Strauss. Doch auch Erwin Schulhoff kommt vor, ein kommunistischer Komponist, der während des Ersten Weltkriegs in der österreichischen Armee diente. Die Walzer von Strauss – von denen bei Abflug und Landung eines jeden Austrian Airline Fluges einer eingespielt wird – und die Symphonien von Österreichs Adoptivsohn Beethoven liefern Datensätze, die ein Programm Künstlicher Intelligenz trainieren, charakteristische Merkmale herauszufiltern und zu analysieren, um anschließend eigene Melodien zu komponieren. Die daraus resultierende Musik – von einem Orchester live vorgetragen – wird visuell von KI-generierten Bildern begleitet, die den Gebrauch von Musik und Bildern als Phrasen zeigen, die für Standortvermarktung und nationales Branding benutzt werden. Vertraute Musik macht sich bemerkbar, als kehrte man von einer langen Reise heim; vieles ist nicht mehr intakt, fragmentiert wie eine verblasste Erinnerung, de- und rekonstruiert in einer Epoche digitalisierter nationaler Identität, der man ein neues Image verpasst hat.

7.10., 19:30
Weltpremiere

Helmut List Halle
Waagner-Biro-Straße 98a
8020 Graz

Google Maps

Dauer: ca. 70 min.

Freier Eintritt mit
Festival-Pass
Begrenzte Kapazitäten, Reservierung empfohlen, Reservierung mit Festival-Pass
Einzelkarte 15/11 Euro
Freier Eintritt mit musikprotokoll-Pass

In Auftrag gegeben von steirischer herbst
Produziert von steirischer herbst in Kooperation mit ORF musikprotokoll

Musik: Johann Strauss (Vater und Sohn), Erwin Schulhoff, Erich Wolfgang Korngold, Ludwig van Beethoven, KI-Algorithmus u. a.
Konzept und Dirigat: Christian von Borries
Programmierung: Andreas Dzialocha
Orchestrierung: Jose Elguezabal
Präsentiert von: Nurcan Özdemir
Orchester: recreation • GROSSES ORCHESTER GRAZ

Christian von Borries (1961, Zürich) ist Komponist, Dirigent und Filmemacher. In seinem Werk eignet er sich existierende Musik und Bilder an, re-sampelt diese und macht so deren Rezeption und Aneignung als Werkzeuge und Spiegelungen gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Kontrolle deutlich. Er lebt in Berlin. 

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7.10., 16:00–19:00