Volksfronten

Oliver Zahn / HAUPTAKTION

Situation mit ausgestrecktem Arm – Essayperformance (2015)

Performance
Oliver Zahn / HAUPTAKTION, Situation with Outstretched Arm—An Essay Performance, 2015, performance, steirischer herbst, photo: Clara Wildberger

Oliver Zahn/HAUPTAKTION, Situation mit ausgestrecktem Arm – Essayperformance, 2015, Performance, steirischer herbst, Foto: Clara Wildberger

Oliver Zahn/HAUPTAKTION, Situation with Outstretched Arm—An Essay Performance, 2015, performance still

Oliver Zahn/HAUPTAKTION, Situation mit ausgestrecktem Arm – Essayperformance, 2015, Performancestill. Foto: Ricardo Espinosa. Courtesy die Künstler

Was als Römischer Gruß (Saluto romano), „Olympischer Gruß“ oder Hitlergruß bekannt ist, ist wohl die aufgeladenste Geste der Geschichte schlechthin. Die Widersprüchlichkeit ihrer Herkunft ist schwer zu verdauen und seine bloße Ausführung kaum zu ertragen, wie Oliver Zahns inszenierte Essayperformance beweist. Dabei erstarrt eine Performerin in der Pose dieses faschistischen Grußes – der rechte Arm ist im 45-Grad-Winkel ausgestreckt –, während eine Stimme aus dem Off in emotionslosem Tonfall den Kontext des Römischen Grußes erläutert, seinen (kunst-)historischen Hintergrund, seine symbolische Bedeutung für das Theater, seine formale Wirkung und seine Disziplinierung des Körpers sowie seine Reise von der Französischen Revolution und Jacques-Louis Davids berühmtem Gemälde Der Schwur der Horatier zu Hitler und Mussolini. Schließlich wird die Performance immer selbstreflexiver und nimmt eine sadistische Wende, wenn die Stimme aus dem Off beginnt, Fragen zu stellen. Der Römische Gruß wird zur Stressposition, ähnlich denen, die bei Verhören und Folterungen verwendet werden, um Geständnisse zu erpressen. Die Toleranzgrenze und das Durchhaltevermögen des Publikums und der Performerin werden dabei an ihre Grenzen getrieben. Zahn dehnt und erweitert den Umgang mit dieser emblematisch faschistischen Pose und lotet dabei die Beschränkungen von Analyse und Beschreibung aus. Er lädt das Publikum ein, einen langen, harten und mühsamen Blick auf das eigene Verhältnis zum Faschismus, aber auch auf dessen Ästhetisierung und Normalisierung durch historische Analyse zu werfen.

29.9., 30.9., 19:00

Orpheum Extra
Orpheumgasse 8
8020 Graz

Google Maps

Dauer: ca. 45 min.

Deutsch mit englischen Untertiteln

Freier Eintritt mit
Festival-Pass*
Begrenzte Kapazitäten, Reservierung empfohlen, Reservierung mit Festival-Pass
Einzelkarte 15/11 Euro

Mit: Sara Tamburini
Stimme: Helmut Becker
Konzept und künstlerische Leitung: Oliver Zahn
Technische Gestaltung: Dennis Dieter Kopp

*Die Performance am 29.9. ist im Rahmen von Our Little Fascisms kostenlos zugänglich. Freikarten werden während des Symposiums ab 30 Minuten vor der Vorstellung ausgegeben.

Oliver Zahn (1989, nahe Stuttgart) ist Theatermacher und Mitbegründer der Gruppe HAUPTAKTION. Seine Arbeiten – sowohl als Einzelkünstler als auch in Zusammenarbeit mit HAUPTAKTION – untersuchen die Beziehung zwischen darstellender Kunst und der Gewalt der jüngeren Vergangenheit in theatralen Essays, die zwischen Choreografie und historischer Studie situiert werden, und bringen diese zur Aufführung. Er lebt in München.

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