Volksfronten

Ekaterina Muromtseva

In This Country (2017)

Film
Ekaterina Muromtseva
Ekaterina Muromtseva, In This Country, 2017, Film, steirischer herbst, Foto: Liz Eve
Ekaterina Muromtseva
Ekaterina Muromtseva, In This Country, 2017, Film, steirischer herbst, Foto: Liz Eve
Ekaterina Muromtseva, In This Country, 2017, film still

Ekaterina Muromtseva, In This Country, 2017, Filmstill. Courtesy die Künstlerin

Ekaterina Muromtseva, In This Country, 2017, film still
Ekaterina Muromtseva, In This Country, 2017, Filmstill. Courtesy die Künstlerin

Überall auf der Welt schreiben Regierungen Geschichte neu, um diese für ihre eigenen Zwecke zu adaptieren. Doch die Geschichte hat sich bereits unauslöschlich in kollektive Vorstellungsbilder eingeprägt, die eine Alternative zu den neuen offiziellen Mythen bilden. Das hartnäckig Imaginäre der Vergangenheit steht im Zentrum des Kurzfilms der in Moskau lebenden Künstlerin und Filmemacherin Ekaterina Muromtseva. Sie widmet sich darin den Erinnerungen an die Sowjetunion, die sowohl als „gescheiterter Staat“ verunglimpft als auch im letzten Jahrzehnt in Putins Russland als verlorenes Imperium verherrlicht wurde. Muromtseva, die selbst zur ersten Generation gehört, die fast keine gelebte Erinnerung an die UdSSR mehr hat, zapft durch ihre jüngeren Zeitgenossen das kollektive Unbewusste an: ihre Quelle sind Schulaufsätze von zehn- bis zwölfjährigen Kindern, die die Sowjetunion beschreiben sollen und dabei Geschichten erzählen, die sie selbst unmöglich hätten erfinden können. Sie lassen die mündliche Geschichte einer Paralleldimension entstehen, die sich radikal von unserer Wirklichkeit unterscheidet und zugleich gar nicht so anders ist – immer noch lesbar wie das Leben selbst mit all seinen menschlichen Landschaften, seinen Höhen und Tiefen. Erinnerungen an Arbeit, Not und Unterdrückung mischen sich mit Geschichten von den kleinen Freuden des Lebens sowie der puren, unverfälschten Freude selbst, die die Künstlerin in einem feinsinnigen Schattenspiel mit einfachen, aber suggestiven Mitteln, die an die große Tradition der sowjetischen Animation erinnern, zusammenfügt: Scherenschnitte, Schatten, farbige Lichter und Fingerschnippen beschwören ein Land herauf, das es nicht mehr gibt.

21.9.–14.10.

Kulturzentrum bei den Minoriten
Mariahilferplatz 3
8020 Graz

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Russisch mit deutschen und englischen Untertiteln

Freier Eintritt mit
Festival-Pass

Ekaterina Muromtseva (1990, Moskau) ist Fotografin, Filmemacherin und Grafikerin. Ihren Hintergrund bilden Philosophie und Bühnenbild; ihr lyrisch-konzeptionelles Werk untersucht mittels fantasievoller Dokumentationsformen die persönliche und kollektive Erinnerung. Sie lebt in Moskau.

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